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Zum 25. Geburtstag

(Der Vater an den Sohn)

Nimm meinen Gruß zu Deinem Wiegenfeste,
Geliebter Sohn! dass heute sich erneu't;
Was dieses Leben gibt: das Höchste, Beste,
Das spende Dir die künft'ge Pilgerzeit.
Gesundheit, Kraft und zarte Liebeswonne
Sei nimmer Dir und Deiner Zukunft fern.
So strahle lächelnd Dir des Glückes Sonne,
Und freundlich leuchte Dir der Hoffnungsstern.

Im Blütenalter stehst Du auf dem Pfade
Der Erdenwelt und schauest kühnen Blicks
Hinüber nach dem goldnen Glücksgestade,
Noch unverfolgt vom Sturme des Geschicks.
Zwar manche Wunsche mögen ungestillet
In Dir noch ruhen, wie ein Nebelbild;
Dock jeder Wunsch, der noch Dein Herz erfüllet,
Der werde bald durch Zukunft Dir gestillt.

Ein Viertelhundert ist Dir jetzt entschwunden
Im ird'schcn Sein, im Pilgerlande hier;
So manche heitern, manche trüben Stunden,
Die ruhen nun durchwandelt hinter Dir.
So gehe, trotzend dräuenden Gefahren,
Nur mutig fort, als deutscher Biedermann,
Damit Du heut nach 25 Jahren
Vom Leben sprichst: Ich denke gern daran!

Ach, wechselhaft sind dieses Bebens Stunden,
Viel ändert oft ein einz'ger Augenblick!
Du hast es wohl hienieden schon empfunden!
Vergänglich ist ein jedes Erdenglück. -
Drum werde Dir ein steter Herzensfrieden,
Geduld und Ruhe, wenn das Schicksal dräut;
Vor Allem aber bleibe Dir beschieden
Das höchste Glück. es heißt - Zufriedenheit!

Mein einz'ger Sohn! Du Freude meines Lebens,
Seitdem begegnet mir Dein erster Blick!
Mein Streben und mein Wirken wär' vergebens,
Wüsst' ich verlassen Dich vom Erdenglück.
Doch freu' ich mich, und darf wohl nie ermüden,
Seh' ich Dich heute, meinen Liebling! an,
Und bin ich einst von dieser Welt geschieden -
Vergissmeinnicht! O denke oft daran.

Poetischer Bibliothekar, 1845


An ein junges Mädchen

Sieh, das Dunkel ist zerronnen
Und im goldnen Strahl der Sonnen
Glänzet jugendfrisch die Welt.
Pochet nicht im stärkern Schlage
Dir das Herz an diesem Tage
Der zuerst mit goldnem Strahle
Deine Wiege einst erhellt?

Sechzehn Jahre sahst Du schwinden -
Soll ich laut es Dir verkünden
Was die Seele mir bewegt?
Sechzehn Jahre, sechzehn Lenze -
Sieh, jetzt stehst Du an der Grenze,
Wo sich Kind und Jungfrau scheiden,
Wo das Leben seine Freuden,
Wo es seine bunten Kränze
Lockend Dir zu Füßen legt.

Vorwärts schaust Du mit Entzücken,
Offen liegt vor Deinen Blicken
Eine bunte Zauberwelt. -
Oft noch wirst Du rückwärts schauen
Nach der Kindheit stillen Auen,
Die ein milder Glanz erhellt.
Deine Zähren werden tauen
Und es ruft ein leises Wehn:
Jene Tage waren schön! -

Jene Tage waren schön!
Hörst Du oft und viel auch Jeden
Von der Zukunft Wonnen reden -
Deiner Kindheit goldnes Eden
Wirst Du niemals wiedersehn!

Sechzehn Jahre, sechzehn Lenze!
Ach, der Kindheit schöne Kränze
Schmücken jetzt nicht mehr Dein Haupt!
Ach Dein schönster Stern ging nieder,
Und nie bringt die Zukunft wieder,
Was Vergangenheit geraubt.

Und so soll ich - wirst Du fragen -
Ewig trauern, immer klagen
Um das Glück, das mich verließ?
Soll mich nie des Lebens freuen,
Nur mein Herz der Sehnsucht weihen
Nach dem Jugendparadies?

Nein, nicht sollst Du ewig trauern,
Nur die Sehnsucht, sie soll dauern
Dir im Herzen, frisch und jung.
Sollst das Leben froh genießen,
Aber nie die Brust verschließen
Freundlicher Erinnerung.

Dann, ob auch die Zeit verrinne,
Bleibt Du Kind im höhern Sinne
Und Dein Herz bleibt gut und rein,
Und der höchste Schmuck der Frauen,
Den wir stillbewundernd schauen,
Unschuld, Kindlichkeit bleibt Dein!

Die Festtage des Lebens, 1856


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