Gedichte zum 40. Geburtstag


Gedichte zum 40. Geburtstag


Mit vierzig Jahren

Mit vierzig Jahren ist der Berg erstiegen,
Wir stehen still und schau'n zurück,
Dort sehen wir der Kindheit stilles liegen
Und dort der Jugend lautes Glück.

Noch einmal schau', und dann gekräftigt weiter
Erhebe deinen Wanderstab!
Hindehnt ein Bergesrücken sich ein breiter,
Und hier nicht, drüben geht's hinab.

Nicht athmend auswärts brauchst du mehr zu steigen,
Die Eb'ne zieht von selbst dich fort;
Dann wird sie sich mit dir unmerklich neigen,
Und eh' du's denkst, bist du im Port.

Friedrich Rückert


Am Geburtstage

Es heißt wohl: Vierzig Jahr' ein Mann!
Doch Vierzig fängt die Fünfzig an.

Es liegt die frische Morgenzeit
Im Dunkel unter mir so weit,

Daß ich erschrecke, wenn ein Strahl
In diese Tiefe fällt einmal.

Schon weht ein Lüftlein von der Gruft,
Das bringt den Herbst-Resedaduft.

Theodor Storm


Zum vierzigjährigen Geburtstag

Ich grüße dich in warmer, treuer Liebe
Zum heutgen Tag, der dir ein neues Jahr
Zu deinen Lebensjahren zugezählt;
Nicht wie zur Kinderzeit, wo jede Zahl,
Die unsern Jahren zugelegt, uns freute
Und wichtig dünkte - ach viel schneller eilen
Die Jahre jetzt und scheinen oft zu fliegen;
Doch mögen wir beim Schlusse eines jeden
Wohl stille stehn und dankend rückwärts blicken,
Daß uns der Herr bis hierher gnädig führte.
Ob du mit Wehmuth heute rückwärts schaust?
An diesem Grenzstein, der so deutlich sagt:
Die Jugend ist vorbei! und der so kenntlich
Des lebens Höh und Mitte uns bezeichnet,
Von wo wir abwärts pilgern? Ohne Wehmuth
Wirds kaum geschehen, und, ich kenne dich
Du schließt die Augen nicht, du blickst den Dingen
Voll ins Gesicht, ob lächelnd oder trübe.
Und darum darf auch Freundeshand berühren,
Was Manche gern in dichte Schleier hüllen.
Mir fiel ein Wort für dich ins Herz, das will ich
Dir wiedersagen als Geburtstagsgruß,
Es ist das Große Wort des heilgen Täufers,
Das Wort voll hoher Demuth: "Er muß wachsen,
Ich nehme ab!" O, ob auch unsre Jugend
Schon längst vergangen, mit den Blüthenbäumen,
Mit ihrem Glanz und Schmelz, ob heiße Sonne
Das Antlitz uns verbrennt, und uns die Last
Des Lebens oftmals niederbeugen will:
Wenn nur in uns das Leben wächst und blüht,
Das ewge Leben! Er, der uns geliebt
Und uns erlöst mit Seinem eignen Blut,
In uns stets völliger Gestalt gewinnt!
Dann mag des Lebens Glanz und Schimmer schwinden,
Uns bleibt ein Leben, warm und reich und hell,
Das in uns wogt und wallt, ein frischer Quell,
Im ewgen, selgen Leben einst zu münden!
Bei Ihm ist Freud und Glück trotz Sorg und Schmerz,
Bei Ihm die Heimath für das müde Herz!

Eleonore Reuß


Gedichte zum 40. Geburtstag