Gedichte zur Geburt


Gedichte Geburt Gedichte zur Geburt


Zur Geburt eines Stammhalters

(23. April 1874)

Frohe Post hat mich erreichet,
Daß es sei ein Männlein zart:
Söhnlein, das der Mutter gleichet,
Stets verheißt es beste Art.

Auch des Vaters tapfre Gaben
Sind ihm minder nicht gewiß,
Und so wird es Stärke haben
In des Lebens Bitterniß.

Martin Greif


An den neugebornen Knaben meines Freundes ***

Sey mir gegrüßt, du holder Knabe,
Willkommen, theures Angebind',
Willkommen, süße Himmelsgabe,
Du, lieber Eltern liebes Kind!
Wie stehn, im Antlitz freud'gen Schimmer,
Voll Sorg' um dich die Guten da,
Du siehst's noch nicht, du bist noch immer
Dem Himmel, der dich sandte, nah.

Doch heller wird der Sinn dir werden,
Und freudig fühlst du, daß du bist,
Wenn dir mit wonnigen Geberden
Die Thrän' vom Aug' die Mutter küßt;
Und wenn an's Herz, das liebewarme,
Voll Hoffnung dich der Vater drückt,
Erkennst du, daß in treue Arme
Ein Gott zum Schutze dich geschickt.

Da dankt der Beiden reicher Liebe
Dein Lächeln, Stammeln, Blick und Hand,
Da werden alle deine Triebe
Den edlen Pflegern zugewandt;
Doch bald gewinnt dein Blick Bedeutung,
Dein Stammeln wird zum Dankeswort,
Und, willig folgend weiser Leitung,
Gehst du am Arm der Eltern fort.

O höre dann das Wort voll Segen
Der treuen Mutter gläubig an,
Und laß den Keim in's Herz dir legen,
Der einst zur Blume blüh heran;
Hier lern' empfinden deine Würde
Entehrt Gefühl nicht, ist's nur echt,
Weich fühlen ist des Mannes Zierde,
Stark handeln ist des Mannes Recht.

Drum häng' auch an des Vaters Munde,
Sein Wissen saug' in dich hinein,
Und präge seine glühnde Kunde
Von hohen Thaten tief dir ein;
Verehren lern' die Kraft der Ahnen,
Die in so manchen Stürmen brach,
Und folg' im Geist den kühnen Bahnen
Der Größten deines Volkes nach.

Nimm, wenn du Jüngling bist, das Leben
Nicht wie ein leicht erbarmlich Spiel,
Noch fern dem Wirken lerne streben
Nach einem hohen würd'gen Ziel;
Laß dich nicht viel dich selber kümmern,
Die Menschheit ist's, die dein begehrt,
Viel goldne preise mögen schimmern,
Doch "Mensch seyn" ist der höchste Werth.

Halt an dem Edlen, Wahren, Echten,
Und steh' so fest in frohem Muth,
Mit Zung' und Klinge sollst du fechten
Um ein erkanntes höchstes Gut;
Und will der Sieg auch nicht gelingen,
Und überwand dich dunkle Macht,
So war's doch schön, nach dem zu ringen,
Was herrlich wäre, wär's vollbracht.

Vor Allem laß dich nie bethören
Von unsrer Tage Heuchelei,
Dein Ohr soll Gleißnerwort nicht hören,
Ohn' das empört das Herz dir sey;
Das Gute braucht nicht solche Hülle,
Die Tugend hat ein frei Gesicht,
Dein Thun sey offen, rein dein Wille,
Um eitlen Schein bemüh' dich nicht.

Wirst du als Jüngling so erscheinen,
Wer zweifelt, wie du wirst als Mann!
Der Trost, der Stab, die Lust der Deinen,
Der Stolz der Freunde wirst du dann;
Mag die Geschichte dann dich nennen,
Magst fruchtlos strebend du vergehn,
Mag selbst die Mitwelt dich verkennen.
Doch wirst du groß und würdig stehn.

O daß es, wie ich sag', auch werde,
Der Elternsorg' ein süßer Lohn!
Sey, Knabe, einst der Heimatherde,
Sey deines Vaters echter Sohn;
Mit seinem Geist und seinem Willen,
Vielleicht in einer bessern Zeit,
Magst du das Wort uns dann erfüllen,
Mit dem ich heut das Kind geweiht.

Und lieg' ich einst im stillen Grabe,
Und bin verschollen längst im Land,
Ward Jüngling oder Mann der Knabe,
Und du bekommst dies Blatt zur Hand;
Dann denk', wenn dich mein Wort durchdrungen,
An deiner Eltern treuen Freund,
Der dieses Weihlied dir gesungen,
Und der es herzlich dir gemeint.

Karl Egon Ebert


Nach banger Stunde

Ermattet liegst du in den Kissen,
Bleich ist dein Mund, doch lächelst du.
Der Amme Flüstern und des Kleinen
Gepreßtes Weinen,
Sie klingen in die tiefe Ruh'.

Du lächelst. Alles ist vergessen,
Was du gelitten todesbang.
Du siehst mich an. Mein Aug' wird dunkel,
Von Thränen dunkel,
Ich küsse dich inbrünstig lang.

Albert Geiger


Bei der Geburt Viktors von Hase

(5. Mai 1876)

Grüß dich Gott, klein Maien-Häslein!
Schnuppre lustig mit dem Näslein
In die blütenweiße Welt:
Viel zwar muß man drin verwinden,
Doch im ganzen wirst du finden,
Daß dir's wohl bei uns gefällt.
Dies ist wohl das erste Schreiben,
(Doch es wird nicht dabei bleiben!)
Das an dich gerichtet wird:
Laß vom Schreiber dich beraten,
Der durch viele Thorenthaten
Sich zur Weisheit durchgeirrt:
Trinke Wein und pflücke Rosen,
Laß vom Hauch Sorrents dich kosen
Und an Goethe wachs' heran:
Doch vor allem sollst du werden
- 's ist das Prächtigste auf Erden!
Tief und ganz ein deutscher Mann.

Felix Dahn


Zum 6. März 1867

Ein leichtes Flügelheben,
Ein sanftes Niederschweben,
Es war am sechsten März -
Da küßte dich ins Leben
Der Frühling, süßes Herz!

Und als der Lenz zerronnen,
Da hat mit seinen Sonnen
Er lächelnd dich geschmückt,
Hat alle seine Wonnen
Ins Antlitz dir gedrückt.

Der Frühling, der dich weihte,
Der bleibe dein Geleite,
Dem jauchze fröhlich zu -
Du lenzgebenedeite,
Geliebte Tochter du!

Josef Mauthner


Meinem Buben

am Tage seiner Geburt

Es braust der Frühlingssturm ums Haus,
Und mit gesunder Lunge
Schreist du dein junges Dasein aus -
So recht, nur zu, mein Junge!

Es kommt durchs Fenster hell und klar
Ein Morgenstral geschossen -
Ein frisches frankes Augenpaar
Hast du dem Licht erschlossen.

So halt nur offen immerfort
Dein Aug dem Sonnenschein
Und rufe keck dein Menschenwort
In jeden Sturm hinein!

Carl Weitbrecht


Frohe Botschaft

Theatro Mundi zu Nutz und zu Frommen,
Ist heute ein Kindlein hier angekommen,
Ein Wesen so eigen lieblicher Art,
So anheimelnd süß, so elfenhaft zart,
So gar nicht geschaffen für's Weltgetriebe,
Ein köstlich Gefäß gottmenschlicher Liebe.

Wie wir es nennen, das liebe Ding?
Denke von uns doch nicht so gering!
Wem das Herz ist so selig und voll,
Nach einem Namen nicht suchen soll.
Laß das den Tanten, Vettern und Basen,
Mögen die doch die lange Liste abgrasen.
Die Hauptsache ist: Es ist glücklich da,
Und das andere wird sich schon finden, ja, ja! -

Emil Doernenburg


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