Glückwünsche zur Konfirmation
(Nach einer Predigt. 2. Korinth. 12, 14)
Ich suche nicht das Eure, sondern euch! -
Dies Kinder, ruft der Herr euch heut' entgegen;
Ich suche nicht das Eure, sondern euch!
So schallt's auf allen euren Lebenswegen;
Er suchet euch, ihr Kinder, merkt das Wort,
Bewegt's in eurem Herzen fort und fort.
Er suchet euch, nicht was er euch verliehn,
Er ist der Herr ja aller Lebensgüter,
Was er gegeben, kann er auch entziehn,
Er sucht die Herzen, suchet die Gemüter;
Die Menschenseele, das ist sein Begehr,
Doch sie zu finden, wird ihm oft so schwer.
Er sucht die Seele, denn ist diese sein,
Dann steht in seinem Dienst all eure Habe;
Doch, wollt ihr Dank, Gebet und Opfer weihn,
- Und wär gering die dargebrachte Gabe -
Dann triebe euch die Liebe, so nur so
Erfreut es ihn, und macht euch wahrhaft froh.
Er suchet euch, doch thut es auch die Welt,
Und die versteht's so schön, so süß zu locken,
Sie weiß es, was den Sinnen wohlgefällt,
Und möcht euch für die Wahrheit gern verstocken,
O, traut dem Schimmer nicht, der Rose Pracht
Zerstört ein einz'ger Sturm oft über Nacht.
Und Dornen bleiben nur, und drücken tief
Sich in das junge Herz, es zu verwunden;
O, Kinder, wachet auf, wer von euch schlief;
Euch ruft und sucht der Herr in solchen Stunden;
Er stehet vor der Thür und klopfet an,
Er klopfet lange, bis ihm aufgethan.
Er sucht durch Schmerzen, Täuschung und Verlust
Die Freude an dem Nicht'gen zu vergällen;
Er sucht, ob so vielleicht in eurer Brust
Die heil'ge Engelwache aufzustellen;
Er kommt zum ersten, zweiten, dritten Mal -
Ob er nicht endlich eurer Liebe Wahl.
Doch nicht allein durch Leid, nein auch durch Freud
Durch Liebe suchet er euch zu gewinnen;
Ist's denn nicht große Liebe, daß er heut'
Euch führet zu der Kirche höchsten Zinnen?
Ist diese Weihestunde nicht ein Fest,
Das die Erinn'rung nimmer, nimmer läßt.
Ist nicht sein Wort der Wahrheit ein Geschenk,
Das er euch rein und lauter hat gegeben?
O, Kinder, Kinder, bleibet eingedenk
Der ew'gen Wahrheit euer ganzes Leben!
Sein Wort sei eures Lebens Stern und Licht,
Es bleibe in euch, bis das Herze bricht.
So sucht er euch, und fragt ihr nun "wozu?"
O, nicht um seinet-, nein um euretwillen,
Seht, jedes Menschenherz sucht Glück und Ruh
Und er allein kann diesen Hunger stillen;
Er ist das höchste, ist das reichste Gut,
In dem die Fülle aller Güter ruht.
Er suchet euch und nur zu eurem Wohl;
Gewiß, er will euch nimmermehr beschweren,
Ach, ohne ihn ist Herz und Leben hohl,
Drum wollet seinem Einzug nimmer wehren;
Laßt ihn in eure Kinderherzen ein,
Bewahrt sein Bild vom Staub der Erde rein.
Ich suche nicht das Eure, sondern euch! -
O, laßt von ihm euch allewege finden!
Auf, kleine Schar der Streiter Christi, zeuch
Ihm nach, mit ihm dich innig zu verbinden;
Bleibst du getreu, dann bleibt auch er bei dir,
Und gibt dir ew'ges Leben auch schon hier. -
Nun Herr, so legen wir sie dir ans Herz,
Nur du kannst vor dem Bösen sie bewahren;
O, lenke ihren Wandel himmelwärts!
Beschütze sie in drohenden Gefahren!
Laß ihrer keines, keins verloren gehn!
Uns einst an deinem Thron sie wiedersehn.
Auguste Brockmann
Der Eltern Freud', mit blüh'nden Wangen,
Inmitten junger Christen Schar,
Bist heute du, mein Kind, gegangen,
Dich Gott zu weihen am Altar.
Gott schmückte dich mit mancher Tugend,
Er schenkte dir manch schönes Pfand.
Bleib' treu dem Führer deiner Jugend,
Halt' rein das Herz und rein die Hand!
Die schöne Welt steht nun dir offen,
Das Leben winkt zu frischer Tat;
Wir wollen glauben, wollen hoffen,
Daß es nur Gutes für dich hat.
Doch was das Schicksal dir erlesen
In Freud' und Leid - wahr' deine Kron'!
Bleib stets, was du bisher gewesen,
Ein braver Mensch, ein guter Sohn!
Stine Andresen
Es war ein feuchter Novembertag,
Sankt Gertrud in dichten Nebeln lag.
Da sprang eine fröhliche Schaar mir vorbei,
Halbwüchsige Dirnen, mit viel Geschrei,
Mit roten Backen und roten Ohren.
Kamen direkt vom Herrn Pastoren,
Der die munteren Lämmlein all
Schäfern sollte in Betlehems Stall.
Waren gar schmucke Lämmlein darunter,
Eins weiß, ein schwarz, eins etwas bunter,
Eins größer, eins kleiner, eins glatt, eins gerauht,
Wie sie der liebe Herrgott gebaut.
Von Andacht sah ich nicht eine Spur,
Aber viel frische, frohe Natur.
Zum Schluß eine zierliche, schlanke, blasse
Ging gesondert von der Masse.
Traumumschleierte Augen schienen
Noch immer ihrem Gott zu dienen,
In dieser frommen Kinderseele
Klangen noch des Herrn Befehle
Mit heiligem Erschauern weiter,
Der himmlische Bräutigam war ihr Begleiter.
Sittig ging sie und fromm einher,
Erfüllt von der heiligen Christen lehr,
Sah einmal, zweimal ins Buch hinein,
Woraus ein lieblicher Widerschein
Des köstlichen Inhalts sie überstrahlte,
Mit einem zarten Rot übermalte.
Sah aus wie eine Himmelsbraut,
Die ihren Bräutigam erschaut.
Wie rührte mich das junge Ding,
Das so an seinem Gott schon hing.
Ich sah sie an, sie ward verlegen,
Spürte wohl, was mich mochte bewegen.
Wie schnell sie das Buch zusammenklappte,
Als ob ich auf Sünden sie ertappte,
Wie denn meistens den wahrhaft Frommen
Nichts vor allem so unwillkommen,
Als wenn man ihr christlich Thun belauscht,
Während Heuchelei gerne radschlägt und rauscht,
Und läutet vor allem Volk die Glocken
Mit Bettelsuppen und Waisensocken.
Bescheiden ging das gute Kind
An mir vorüber, wie Mailuft lind,
Wie im Nebel ein Sonnenschein,
Wie dem Sünder ein Engelein.
Da sah ich auf der Erde liegen,
Eine Strecke im schwachen Winde fliegen,
Und wieder liegen und winken mir,
Ein loses Blättchen, ein weiß Papier;
Gewiß ein Spruch, ein frommer Traktat,
Den die Vertiefte verloren hat.
Ich hob es auf: ein zierlich Couvert
Mit großen Buchstaben überquert.
Verwundert sah ich mich um, da stand
Die Kleine und lachte hinter der Hand.
Warte nur, Schelm! Was seh ich geschrieben:
Hauptpostlagernd G. F. 7.
Gustav Falke
Warst eben aus der Kirche gekommen,
Das junge Herz noch heilig beklommen,
Aber doch wieder weltlich so weit,
Daß du mir zur linken Seit'
Brav Brödchen schmaustest am Frühstückstisch,
Und nach dem Brödchen frech und frisch
Das größte Stück nahmst von der Torte.
Zur Rechten mir sprach würdige Worte
Der Großpapa. Ihm hatte vor allen
Des Herrn Pastoren Text gefallen:
"Der Glaube macht es, der Glaube allein.
Deß sollen wir denn getröstet sein,
Nicht lassen durch Spott und Hohn uns rauben
Den wahren, einfältigen Christenglauben".
Der Papa nach seiner stillen Art
Lächelt in den weißen Bart:
"Ich würde das alles auch unterschreiben,
Wär' ich Pastor. Bins nicht, laß es bleiben."
Auch ich hätt' gern vermerkt, was ich dacht',
Aber es war nicht angebracht.
Achte den Glauben nicht gering,
Es ist um den Glauben ein trefflich Ding,
Und ging er dir über in Fleisch und Blut,
Fährst du wahrlich mit ihm gut.
Von mir schon längst er Abschied nahm,
Irgendwo mir abhanden kam.
Sind mir nur die zwei andern geblieben:
Das Hoffen, Kind, und das Lieben, das Lieben.
Mit diesen beiden kam ich bisher
Leidlich zurecht, oft etwas für quer,
Aber alles in allem genommen,
Bin ich dabei zu Gewinn gekommen,
Und möchte im Leben nicht anders fahren,
Und bin doch schon einigermaßen bei Jahren.
Du hast nun die Schule erst hinter dir,
Die Welt liegt vor dir, ein blühend Revier,
In das deine schönen, großen, grauen
Augen erwartend und ahnend schauen.
Dein schwarzes Kleid, dein süßes Gesicht,
Deines Zöpfchens blondbraun Licht,
Dein kindlich Wesen, dein schwellender Mund,
Dein junger Leib, frisch und gesund:
Wie ich so neben dir sitze, geht
Es wie ein tief und fromm Gebet
Durch mein ungläubig Herz, und leis,
Verstohlen, nach frommer Beter Weis',
Kreuz' ich die Finger: Hoffen und Lieben,
Die treu mir alle Tage geblieben,
Wendet auch diesem Kind euch zu,
Streut eure Rosen vor seinem Schuh,
Daß es gleich mir mit hellem Mut
Spricht dereinst: Das Leben ist gut.
Du aber, Liebe, reich mir sacht
Das Glas jetzt, ihr seis dargebracht.
"Mein Fräulein, Ihr spezielles Wohl." -
Daß doch der Teufel das Rotwerden hol'!
Gustav Falke