Glückwünsche zum Geburtstag
(mit einem hübschen, aber leeren japanischen Kästchen)
Als Porzias Freier einst der große Britte
Ließ wählen aus geheimer Kästchen Mitte,
Da legt er tiefen Sinn in jene Drei,
Von Gold, von Silber und von Blei.
Doch ich, von keinem dieser drei Metalle,
Und dennoch wünschend, daß ich dir gefalle,
Ich suche auch den wahren Wert darin,
Nicht mehr zu scheinen, als ich bin.
Denn aufgehäuft in mir, von ems'gen Händen,
Sind unsichtbarer Wünsche reiche Spenden;
In meinem scheinbar so begrenzten Raum
Liegt für dein Glück ein Zukunftstraum!
Ernst Fest
Zum Angebind' möcht' ich dies Lied
In Deine Hände legen,
Die Gabe, die mir Gott beschied,
Und dazu meinen Segen.
Es ist ein Stündlein in der Zeit,
Da wird ein Mensch geboren,
Vom lieben Gott zu Freud' und Leid
In dieser Welt erkoren.
Ein jedes Herz trägt den Beruf
In sich und folgt ihm gerne,
Ein jedes Herz, das Gott erschuf,
Das fand auch seine Sterne.
Du gingst in Deinem Selbstgefühl
Früh Deinem Stern entgegen,
Durch Deinen Fleiß kamst Du zum Ziel
Auf ungebahnten Wegen.
Jetzt glänzest Du in schönster Pracht
In hellem Sterngefunkel,
Wird's um Dich auch zuweilen Nacht -
Es bleibt nicht lange dunkel.
Blick auf zum hohen Sternenzelt,
Die Wolken ziehen vorüber;
So ist es auch mit Dir bestellt,
Dein Stern, der glänzet wieder.
Weißt Du, wie groß die Zahl mag sein
Der lichtbeschwingten Sterne?
So vielmal denk' ich liebend Dein
Und grüß' Dich aus der Ferne.
So vielmal werd' Dir Freude kund,
Ist mein Gebet und Flehen,
Soviel wünsch' ich von Herzensgrund
Dir Glück und Wohlergehen.
Bertha Brand
Der Parze, die mit scharfem Schnitte
Den Faden kürzt der Lebensstunden,
Eindringlich rührend meine Bitte
Hat ihrer Hand die Scher' entwunden,
Damit auf glückumsäumten Pfaden
Zum Segen mir, mir zum Gewinne,
Geliebte, sich dein Lebensfaden
Noch lange, lange, lange spinne;
Und da in heller Nacht ich heute
Darf mit Geschenken dich begrüßen,
Schau her, es liegt die blanke Beute,
Die Parzenschere dir zu Füßen.
Wilhelm Wackernagel
Zum Wiegenfeste wünsche ich Dir Glück!
Es bleibe fern Dir jedes Mißgeschick;
Wonach Du strebst, was Du Dir wünsch'st im Stillen,
Das möge sich zu Deinem Wohl erfüllen.
Ein Büchlein send' ich Dir, o möcht's Dich freu'n,
Ich hab's verfaßt, nur um es Dir zu weih'n,
Und Alles, was ich mein noch nannt' im Leben -
Das hab' ich diesem Buche mitgegeben.
Ich leg' es Dir statt allem eitlen Tand
Als Zeichen meiner Liebe in die Hand,
Mit meinem Geiste soll es Dich umwehen,
Wenn wir im Leben uns nicht wiedersehen.
Und manches Blatt, Erinn'rungen geweiht,
Wird Dich gemahnen an entschwund'ne Zeit; -
Wie hofft' ich schön Dein Leben zu gestalten -
Doch wer kann kämpfen gegen Schicksals Walten? -
Du wähltest selbst Dir Deinen Lebenslauf
Und gabst sehr viel, ja Alles darum auf -
Nun möge Dich Dein Streben auch beglücken -
Wer Rosen sucht, muß sie mit Dornen pflücken.
Du gehst den Weg, den Viele müssen geh'n,
Wenn sie auf Erden ohne Stütze steh'n -
Denn vorwärts muß man durch das Leben schreiten;
Gott schütze Dich! Gott möge Dich geleiten!
Bertha Brand
für D. G. C. B. 1750
Du, dem ich mit entzücktem Triebe
Das größte Glück, das Glück der Liebe,
Geehrter F**, schuldig bin!
Sprich selbst, womit ich Dich belohne,
Und nimm indeß von Deinem Sohne
Den Dank statt der Belohnung hin.
Für eine jede Deiner Sorgen,
Die Du seit ihres Lebens Morgen
An sie, an meine Braut, gewandt;
Für jede dankt mein Herz Dir heute,
Und freuet sich an Deiner Seite
Des Tags, der mich mit ihr verband.
So oft ich einst bey Deinem Kinde
Der Lieb und Freundschaft Werth empfinde,
Ehr ich das Blut, aus dem sie stammt.
Nie wird ihr Herz mein Glück versüßen,
Ich werd auch den mit lieben müssen,
Der sie zur Tugend angeflammt.
O lebe lange, theurer F**,
Daß, wie ich heute froh Dir danke,
Ich Dir bejahrt noch danken mag.
Oft sey der Tag, der Dir das Leben,
Ders Deiner Tochter auch gegeben,
Für uns ein feyerlicher Tag!
Erleb ihn Deiner Tugend wegen,
Nach meinem Wunsch, noch oft im Seegen,
Den Deinen zur Zufriedenheit.
Erreich das Ziel der spätsten Jahre,
Und fühl einst noch bey grauem Haare
Der ersten Jugend Munterkeit.
Genieß den Ruhm, durch kluge Gaben
Der Welt getreu gedient zu haben,
Und stets belohn er Deinen Fleiß!
Er lehr uns, wenn er Dich ergetzet,
Daß unsre Zeit Verdienste schätzet,
Verdienste zu belohnen weis.
Ich weis, mein Wunsch ist nicht vergebens;
Du schmeckst noch spät das Glück des Lebens
An Deiner liebsten Gattinn Hand.
Du wirst der Kinder Wohlfahrt gründen,
Sie glücklich sehn, und das empfinden,
Was ie der Väter Herz empfand.
Sieh, wie sie Dein zu seyn, verdienen!
Sieh, Deine Tugend lebt in ihnen,
Und muß in ihnen Dich erfreun.
Dein Haus wird sich in Häuser mehren,
Dich werden einst noch Enkel ehren,
Und Deines Alters Stütze seyn.
Die Vorsicht wird den Wunsch erfüllen,
Und alles, was mein Herz im Stillen
Mit Sehnsucht für Dein Glück begehrt.
So sehr ich Deine Tochter liebe,
Mit eben so vollkommnem Triebe
Wirst Du zugleich von mir verehrt.
C. F. Gellert
1897
O Mutter, wenn ich dich umschlinge,
Dann heb' ich dankend noch den Blick
Und fühl' es tief: mit dir, ach, ginge
Mein höchstes Gut, mein letztes Glück!
O Mutter, ward mir viel genommen,
Du bliebst mir doch als reichster Schatz;
Zu schöpfen darf ich immer kommen,
Bei dir ist Kindes liebster Platz!
O Mutter, meines Lebens Sterne,
Ich sah sie sinken sonder Schmerz,
Nur einen, einen hielt ich gerne
Auf immerdar - dein treues Herz.
O Mutter, deiner Liebe Bronnen,
Der nie versiegt im Wüstensand,
Hat alles mir zurückgewonnen,
Was mir entzog des Schicksals Hand.
O Mutter, wenn ich dich nur habe,
Was ist mir dann die ganze Welt?
Ich lehne sicher auf dem Stabe,
Der mir den Wandermuth erhält.
O Mutter, daß in seiner Güte
Der Herr verläng're deine Bahn,
O Mutter, daß er dich behüte,
Wie gnädig er bisher gethan!
M. Mirbach