Geburtstagsglückwunsch




Meinem Freunde Rothe in Leipzig
zu seinem dreiundsechzigsten Geburtstage
Wär' ich ein Harfner wie Sanct Ossian,
Der alten und der neuen Harfner Meister,
Ich sänge, wie allein der Mann der Felsenbahn
Ein Lied auf goldnen Saiten singen kann,
Und rührend, wie die Stimme seiner Geister.
Mein Ton ist rauh, und ungewohnt die Hand,
In meinem Busen strömt kein Götterfeuer;
Und kommt mir auch ein Strahl aus seinem Geisterland,
So hallt, was schnell wie Blitz die Brust empfand,
Nur schwach zurück von der verstimmten Leyer.
Freund, nimm mich hin, so bieder, fest und schlicht,
Wie Du mich schon vor langen Jahren kanntest;
Und hintergeht Dich je mein ehrliches Gesicht,
Verklage mich einst vor dem Weltgericht
Und spotte deß, den Du sonst redlich nanntest.
Der große Harfner, der die Sphären stimmt,
Wenn Halleluja seine Geister glühen,
Vor dessen Flammenthron die Welt der Sonnen glimmt,
Beschenke noch, eh' Dich die Parze nimmt,
Dich, lieber Freund, mit schönen Harmonien.
Johann Gottfried Seume
Seiner theuern, verehrungswürdigen Mutter
bei der Feier ihres Geburtsfestes gewidmet
den 18. Februar 1790
von Gustav Otto Andreas von Igelström
- Dem Menschen ist Ein Mensch doch immer lieber als ein Engel! - Lessing.
Wie aus des frühen Lenzes Blumenbeete,
Die noch des Thaues Perle schmückt,
Der junge Tag aus Thetis' Schooße blickt,
Glüht hold die feierliche Morgenröthe
Mir heut und weckt mich zum Gebete!
Zu heißen Wünschen, Mutter, heißem Flehen
Zu Gott für Ihr mir theures Wohl,
Zum Vater, dessen Augen liebevoll
Auf Sonnenkreise, die sich vor ihm drehen,
Und auf den Wurm im Staube sehen.
Es wird, es muß dem Vater, der von allen
Den Weltentausenden die Last
Mit seiner Hand wie eine Feder faßt,
Wie Lob des Seraphs, auch des Knaben Lallen
Voll warmen Dankes wohlgefallen.
O, könnte jetzt für alle Zärtlichkeiten,
Für jede Sorge, jeden Schmerz,
Mit denen über mir Ihr Mutterherz
Gehangen, wie uns Engel Gottes leiten,
Daß wir nicht in Gefahren gleiten, -
O, könnte jetzt mein Herz in vollen, süßen
Gefühlen, die es tief durchglühn
Und mich voll Dank in Ihre Arme ziehn,
So heiß, so stark, als sie vom Herzen fließen,
Durch meine Zunge sich ergießen!
Doch auch mein Stammeln weisen Sie am Tage,
Der Ihnen einst das Leben gab
Und mir mein bestes Erdenglück, nicht ab,
Mit dem ich heute mich zu Ihnen wage
Und meiner Seele Rührung sage;
Am Tage, wo, wie seit den zart'sten Jahren,
Mein Herz in Ihrer Liebe lebt,
Sich doppelt heilig in mein Innres gräbt,
Und was Sie mir durch Reihen von Gefahren
Mit Ihrer Muttersorgfalt waren;
Wie Sie mich schon den Fuß der Pyrenäen
An Ihrer guten, treuen Hand
Und manches alte, schöne Heldenland,
Noch voll von Rudern modernder Trophäen,
Und ferne Meere ließen sehen.
Was Sie als Knaben schon mich durch Exempel
Der Nationen hießen sehn,
Die auf der Bühne handelnd um uns stehn,
Des Lasters Brandmal und der Tugend Stempel,
So lehrreich wie in Gottes Tempel.
O Mutter, beste, gütigste, wie könnte,
Was tief mein Herz unnennbar spricht,
Mein Mund jetzt sagen! Nein, er kann es nicht,
Auch wenn ich Sie mit tausend Namen nennte,
Die Dankbarkeit erfinden könnte.
Ein heißer, frommer Wunsch zu Gottes Throne,
Der jeden Puls zur Wohlthat treibt
Und jeden Lohn für Wohlthat niederschreibt,
Von Ihrem einz'gen, tiefgerührten Sohne,
Daß er der Mutterliebe lohne!
Daß seine Huld mit Ruhe Sie umwehe,
Und daß, ach, bald, bald wiederum
Aus seiner Milde großem Heiligthum,
Daß seine erste Dienerin, Hygee,
Mit heller Fackel um Sie stehe!
Mein Dank, mein Fleiß soll doppelt heiß entbrennen,
Daß, theure Eltern, Sie zum Lohn
Der Zärtlichkeiten: "Er ist unser Sohn!"
Wenn einst die Welt wird meinen Namen nennen,
Mit reiner Freude sagen können.
Johann Gottfried Seume
An meinen Arzt
An seinem Geburtstage
Daß mir Asklepios noch viele Jahre
Den wacker'n Freund, der Schmerz und Krankheit bannt,
Dich, seiner Jünger würdigsten, bewahre,
An Leib und Seele kräftig und gewandt;
Daß Weib und Kind, wie Rosen, dich umblühen,
Dir liebevoll und treu zur Seite stehn;
Daß keine Wolken deine Stirn umziehen,
Und keine Seufzer deiner Lipp' entwehn;
Daß dich Madam Fortuna höchlich ehre,
In Gnaden Plutus zugethan dir sey;
Daß Bachus dir ein volles Faß beschere,
Und daß der Rebe Nektar dir gedeih';
O dieser Wunsch durchglüht des Freundes Busen
Am frohen Tage, der dich einst gebar!
Für dich citirt' ich heute keck der Musen
Und Grazien mir sonst gewog'ne Schaar.
Die Launischen! Sie ließen mich im Stiche;
Kein Schmeicheln half; kein Flehn gewann sie mir.
Doch - wenn auch selbst Apollo von mir wiche;
Ich weiche nun und nimmerdar von dir!
Johann Dietrich Christian Lauenstein
An Ida von Auerswald
Zum Geburtstage am 1. Februar 1808
Hast du gefühlt ein Geisterwehen
Im Morgenschlaf,
Als dich aus fernen blauen Höhen
Der erste Strahl des Tages traf?
Hast du vernommen süße Worte
Im lichten Traum?
Umzog des Lebens goldne Pforte
Der Hauch von einem Purpursaum?
Ist heute dir nicht nah gewesen
Ein teures Bild,
Ein zartes, wunderbares Wesen,
Von Glanz und Düften halb umhüllt?
O wag' es, Ida, Raum zu geben
Dem frommen Wahn,
Daß Geister unsern Pfad umschweben
Und oft sich leis und traulich nahn.
Hier, wo nur schlechte Blüten reifen,
Wo selten nur
Und schnell vorüber Strahlen streifen
Des Lichts von einer schönen Flur,
Hebt schmachtend sich nach fernen Zonen
Der Thränenblick,
Und sie, die dort in Frieden wohnen,
Schaun sehnsuchtsvoll nach uns zurück.
O starker Bund - bei unsern Festen
Erscheinen sie!
O süßes Mahl mit solchen Gästen!
O Zauberkraft der Sympathie!
Bleib, holde Ida, bleibe immer
Dem Bunde treu,
Daß mild umglänzt von seinem Schimmer
Dein ganzes schönes Leben sei.
Max Schenkendorf
An Herrn von Collin
zu seinem Geburtstage
Am frohen Tag, wo Du zur Welt geboren
Das schöne Licht zum ersten Mal erblickt,
Zum ersten Mal die freundlichste der Horen
Durch Dich der Ältern liebend Herz entzückt,
Die Muse, die zum Liebling dich erkoren,
Mit ihren Gaben weihend dich geschmückt,
Soll auch mein Wunsch den Wünschen sich vermählen,
Die heut' für Dich der Freunde Brust beseelen.
Doch was kann ich für Dich, o Freund, erflehen?
Das Schönste hat der Himmel Dir gewährt!
Seh' ich denn nicht Dir froh zur Seite stehen
Ein holdes Weib, das liebend Dich verehrt?
Wallst Du nicht frei auf heitern Lebenshöhen,
Von nied'rer Sorgen Bürde unbeschwert?
Weiß ich denn nicht, daß mit der Lyra Tönen
Das Leben Lieb' und Freundschaft dir verschönen?
So gleite denn im stillen Strom der Zeiten
Durch's Leben leicht auf leichter Barke hin,
Und rühre stets die zauberischen Saiten,
Bei deren Klang des Trugs Gebilde fliehn,
Daß wir des Lebens schwere Räthsel deuten,
Für Tugend nur und Recht und Wahrheit glühn;
Und wenn die Welt Dir lohnend Kränze streuet,
Gedenk' des Freunds, der Deines Glücks sich freut.
Leon Grafen von Rothkirch



