Glückwünsche zum Geburtstag
O mag wie Lerchenjubel schweben
Mein heutig' Lied auf dich herab!
Wie einsam irrt' ich durch dies Leben,
Wenn nimmer diesen Tag es gab!
Den herrlichsten von allen Tagen,
An welchem du zum ersten Mal'
Den Blick zum Lichte aufgeschlagen,
Dem Veilchen gleich im Wiesenthal.
Ein Kind des Frühlings! All' sein Prangen,
Dein holdes Wesen trägt's zur Schau:
Die Lilienstirn', die Rosenwangen,
Der Augen reines Himmelblau!
Man merkt es an der Liebesfülle,
Von der dein Herze überfließt -
So wie vom Duft' der Blume Hülle,
Daß du ein Kind des Frühlings bist!
Du Reichbegabte, welche Gabe,
Die deiner werth, soll ich dir weih'n?
Ach! alles, was ich bin und habe,
Ist dein ja längst, auf ewig dein!
Die Schätze, die du mir gegeben,
O ford're nimmer sie zurück!
Und bleibe für ein langes Leben
Mein Trost, Entzücken, größtes Glück!
Ernst Rauscher
bei Ueberreichung eines Bundes geschnittener Schreibfedern zum Geburtstage
Als ich an Deinen Geburtstag gedacht,
Da hab' ich mir schwere Gedanken gemacht,
Was ich dem Wiegenkind brächte,
Und was es am liebsten wohl möchte.
"Wohlan, ein Bund Federn!" so dacht' ich zuletzt;
Die hat's, wie Du siehst, nun auch wirklich gesetzt;
Vernimm noch, was bei dem Geschenke
In Einfalt ich etwa mir denke.
Die Federn sind hart - und Du bist so weich,
Das sieh't man an Deinem Kukäuglein sogleich,
Und mehr noch ist freundlich und milde
Das Herz der lieben Klotilde.
Die Federn hier sind alle so spitz; -
Dein Mund hat keinen schneidenden Witz,
Er sprudelt immer viel lieber
Von Worten der Güte Dir über.
Die Federn sind sämmtlich zugestutzt,
Und künstlich geformt und aufgeputzt, -
Du magst nicht durch Künste gefallen,
Und dennoch gefällst Du uns Allen.
Die Federn sind leicht, die Federn sind leer, -
Du bist gediegen, Dein Herz wiegt schwer, -
Sie haben die Seele verloren,
Du bist voll Seele geboren.
So nimm, Du neugebor'nes Kind,
Die Federn, wie wenig sie immer sind,
Und fragst Du vielleicht verwundert:
"Ein mächtiges Viertelhundert -
"Warum, Therese, gerade so viel?"
Klotilde, bei jedem Federkiel,
Darum sei herzlich gebeten,
Möcht' ich vor die Seele Dir treten.
Heinrich Moewe
Mit blühenden Orangenbäumchen.
Braunschweig, den 21. September 1845.
Gern hätt' ich ein Gedichtchen Dir gesendet,
Allein der Dienst, das schlimme Exercieren
Will die Gedanken alle mir entführen,
Und hat die schönste Zeit mir auch entwendet.
Doch habe zum Papier ich mich gewendet
Und, um nach gutem Brauch zu gratuliren,
Will in der Eil' ich ein Sonett probiren,
Und eh' ich's denk', ist es auch schon vollendet.
Nun soll es gleich nach Deinem Haus sich tragen,
Um nicht zu spät zu kommen bei dem Feste,
Soll alles Gute Dir und Liebe sagen,
Einführen diese Bäumchen auf das Beste,
Die voll Verlangen zarte Knospen lüften,
Zu schmeicheln Dir mit Blüthen und mit Düften.
Moritz Saint-Thomas
zum achtzigsten Geburtsfeste
Nach langen Tages Plag' und Müh'n
Ruht Leib und Seel' am Ab'end aus;
Statt heißer Sonnenstrahlen Glüh'n
Winkt Stern auf Stern vom Vaterhaus.
Und Frieden athmet die Natur!
Ein Flüstern nur ganz leise geht
Durch Wies' und Wald, durch Feld und Flur,
Als nächtlich stilles Nachgebet!
So ist Dein Lebensabend auch
Dem schönen Sommerabend gleich;
Es trübt den Frieden Dir kein Hauch,
An Sternen ist Dein Himmel reich.
An Sternen, die in's Herze sich
Dir senken, licht und glanzerfüllt,
Die, ob Dein Auge auch erblich,
Dir dennoch leuchten hell und mild.
Und Deiner Lippe weises Wort,
Es dünkt den Kindern ein Gebet
Gleich dem, das nächtlich, fort und fort
Durch Gottes schöne Schöpfung geht.
Und wie's Gesetz zur Sommerszeit,
Daß lang' der schöne Abend währt,
So sei noch Jahr an Jahr gereiht,
Von treuer Liebe Dir verklärt.
Und wie's Gesetz, daß Abend spät
Noch heller wird der Sterne Schein,
So mög' - dies unser All' Gebet -
Dein Lebensabend herrlich sein!
Jose Arno Baronin Schneider
zu des Gatten Geburtsfeier
am 26. Januar 1826
Sey gegrüßt mit Freudenthränen
Mann des Herzens! - sey gegrüßt!
Dieser Tag erfüllt mein Sehnen,
Glücklich mich durch dich zu nennen,
Glücklich, wie sein Weib es ist.
Welchem Weib' ein Mann beschieden,
Gut und fromm und treu, wie du,
Das vertauscht ihr Loos hienieden
Nimmer mit des Himmels Frieden,
Nimmer mit der Sel'gen Ruh.
Eines ist, was Frauenzierde
Mit der Gottheit Stempel prägt:
Eine Gattin, die mit Würde
Treuer Liebe Pfand und Bürde
Unter'm keuschen Herzen trägt.
Hoffe, Theurer! - gläubig finde
Deine Hoffnung ihren Sinn,
Und zu deinem Angebinde
Nimm die Mutter mit dem Kinde
Gatte! Vater! - nimm uns hin!
Johann Karl Martin Maurer
1819
In der ersten Morgenstunde
Nahm ich den Kalender her,
Forschend nach der sichern Kunde,
Was doch für ein Datum wär'.
Vor dem zehnten kömmt der neunte,
Und der neunte Februar
War für uns, so viel ich meinte,
Festtag im verfloßnen Jahr -
Ein Geburtstag, der mir süßer,
Als der erste Januar,
Fast so lieb, wie ein gewisser
Tag im schönen Heumond war.
Dieser Tag ist nun vorüber,
Und ich dachte her und hin;
Nur vergeßlich schein' ich lieber,
Als ich ganz vergessen bin.
Nun denn, Mutter! nimm auch heute
Deines Sohnes Opfer an -
Wünsche, die ich stets Dir weihte, -
Die kein Ausdruck sagen kann.
Ueber's Jahr - Gott geb' die Wonne! -
Grüßet diesen frohen Tag
Deine Tochter mit dem Sohne
In dem trauten Schlafgemach.
Johann Karl Martin Maurer
Bei Übersendung eines Zupfkästchens
Dem Liebenswürdigsten der Mädchen
Schickt dies Vehältniß gold'ner Fädchen
Ein Freund zum neuen Jahr;
Allein, statt Gold hineinzulegen,
Bringt er darin, wie Dichter pflegen,
Nur gute Wünsche dar.
Er wünscht, daß, gleich den gold'nen Fäden,
An deiner Lebenstage Jeden
Sich Glück und Segen reih';
Und keiner deiner Mühetage
Dir jemals eine größ're Plage,
Als - Gold zu zupfen sey.
Leicht, wie das Gold sich löst von Seide,
Entwickle zu der Eltern Freude
Sich auch dein früher Geist,
Und zeige dann in jedem Falle
Sich gleich dem edelsten Metalle,
Das glänzt und niemals gleißt.
Und so verbinde dann auf immer,
O Mädchen, mit dem Jugendschimmer
Der äußeren Gestalt,
Dem Golde gleich, das vor dir lieget,
Und wenn man's prüfet, glänzt und wieget,
Auch inneren Gehalt.
Johann Aloys Blumauer
1860
(Mit einer vergoldeten Tisch-Uhr)
Liebe Mutter, daß recht viele Tage
Diese Uhr dir noch die Stunden schlage
Wünsch' ich und daß keine dieser Stunden
Mag mit ihrem Schlag dein Herz verwunden.
Weil dem Glücklichen schlägt keine Stunde,
Geb' es dir der Schlummer, der gesunde,
Daß du nimmermehr vermagst zu sagen,
Was zur Nachtzeit hat die Uhr geschlagen.
Zeitlichem war nie dein Herz ergeben,
Just d'rum hieltest auf die Zeit du eben:
Weil du früh das Ewige erwälet,
Hast du nie auch deine Zeit verfehlet.
Früher hast du keine Uhr besessen,
Doch nicht wüßt' ich, daß du je vergessen,
In der rechten Stunde zu verrichten
Deines treuen Mutterherzens Pflichten.
Jetzt erst, da der goldne Abendfrieden
Deinem schweren Lebenstag beschieden,
Ward, da kaum dein Herz noch deß begehret,
Ein Zeitmesser endlich dir bescheeret.
Oft so will dies wunderliche Leben
Eine Lehre tiefen Sinn's uns geben
Dadurch, daß es einst erwünschte Gaben
Schenkt, wann wir sie nicht mehr nötig haben.
Carl Altmüller