Gedicht zur Kommunion
O geh' nicht fort, nachdem du eingekehret
In meine Seele, Jesus! geh' nicht fort!
Nachdem du mir dies Himmelsglück gewähret,
O bleibe nun für alle Zeiten dort.
Wohl ist das Lager in dem harten Herzen
Zu hart für dich, du heil'ges Gotteslamm!
Doch bliebst du auch in namenlosen Schmerzen
Einst an dem rauhen, blut'gen Kreuzesstamm.
Und stiegst nicht ab, trotz deiner Feinde Höhnen,
Bis der Erlösung höchstes Werk vollbracht;
Und bliebst im Grab, trotz deiner Mutter Sehnen,
Bis zu der Stunde, die du vorgesagt.
So bleibe denn, o bleib' in meiner Seele,
In meinem Herzen, Jesus! geh nicht fort!
Bis daß ich, rein von Sünden und von Fehle,
In Liebe folge deinem heil'gen Wort.
Bis du gestillt der Feinde finst'res Wüthen,
Bis du besiegt mein ungebund'nes Ich,
Bis du gegeben mir den heil'gen Frieden,
Und bis ich lebe einzig nur für dich.
O geh' nicht fort, bis ich mit dir begraben
Die Welt und Alles, was du selbst nicht bist;
Und bis ich liebe deine bess'ren Gaben
Als dein Geschenk, nur weil von dir es ist.
Und wenn du dann in meiner armer Seele
Dein heil'ges Werk auch segnend hast vollbracht,
Dann bleibe noch, daß deine Kraft sie stähle,
Und sie geleite durch des Todes Nacht.
O geh' nicht fort, und hast du auch zu leiden
- Ich fühl' es wohl - in meinem Herzen noch,
Wenn Kälte dir und Undank Schmerz bereiten,
Vergib', und trag' dein irres Schäflein doch.
Ja, trag' es heim in deinen milden Armen,
Die du auch mir am Kreuze ausgestreckt,
Und blick auf mich mit liebenden Erbarmen,
Wenn mich im Tod des Richters Nähe schreckt.
O geh' nicht fort, so lang ich hier noch lebe,
O bleib bei mir, wenn einst das Herz mir bricht;
Und sprich zu mir, wenn im Gericht ich lebe:
"Bleib' nun bei mir, ich laß dich ewig nicht!"
Fanny Edel
Sei gegrüßt in meinem Herzen,
Gnadenreiches Jesukind!
Mit Maria und mit Joseph,
Die an deiner Krippe sind.
Kann dich wie mit Augen schauen,
Deine Händlein fassen an,
Kann sie halten, streicheln, küssen,
Wie die Mutter es gethan.
Möcht' dir alle Lieb' erzeigen,
Die die Mutter dir erzeigt;
Mit dem heil'gen Joseph danken,
Betend über dich geneigt.
Mit den Engeln jubelnd singen
Gott dem Herrn das Gloria;
Mit den Hirten vor dir knieen,
Bist ja mir, wie ihnen, nah.
Süßes Kindlein, alle Liebe,
Die mein Herz umfassen kann,
Will ich dir für immer schenken,
Nimm sie, freundlich lächelnd, an.
Gib aus milden Kinderherzen
Deine Liebe mir dafür,
Daß, wie du mein Fleisch genommen,
Lebe nun dein Geist in mir.
Fanny Edel