Geburtstagsreime
Wie's eines treuen Freundes Pflicht,
Wollt' ich Dir heut' ein Festlied singen,
Doch leider half die Muse nicht,
Drum wollt' es mir nicht recht gelingen.
Sie, die doch sonst so gern bereit,
Mit mir zu plaudern jedes Stündchen,
Heut' saß sie mürrisch mir zur Seit'
Und schmollte mit verzog'nem Mündchen.
Doch als ich ernstlich böse that,
Daß sie nicht wollt' ihr Köpfchen biegen,
Da wies sie schalkhaft auf dies Blatt
Und strafte so mich lächelnd Lügen.
Ludwig Hinterding
Herrn G. Theodor von Heßling, an seinem 84. Geburtstage am 9. November 1827 die Nachkommenschaft.
Gegrüßt mit Jubel und Gesang,
Gesegnet sey der Tag,
An dem zuerst ein Biedermann,
Mit Gottes Segen angethan,
Im Arm des Lebens lag.
Schon manches liebe, frohe Jahr
Ward uns das Fest beschert;
Stets priesen wir aus voller Brust
Den jungen Tag, daß er zur Lust
So oft uns wiederkehrt.
So sey denn herzlich uns gegrüßt,
Du lieber, guter Greis!
Dein Beispiel ruft uns Allen zu:
Gelebt hat nur, wer so wie Du
So schön zu leben weiß!
Ein neu Geschenk betrachten wir
Das hingeschwundne Jahr,
Und dankend hebt der Wünsche Chor
Zum großen Geber sich empor,
Der stets Dein Schützer war.
Zum seltnen Maß der Jahre ward
Ein seltnes Glück Dein Theil:
Den Deinen warst Du Schutz und Schild,
Den Freunden treues Musterbild,
Dem Unglück Trost und Heil.
Wer so, wie Du, des Himmels Gunst
Im offnen Stempel trägt,
Der blickt getrost und muthig auf
Zu dem, der - wie der Sterne Lauf
Des Blutes Lauf bewegt.
Ja, muthig und vertrauend schwebt
Zum Himmel unser Blick;
Was Kinder bitten, wird erhört:
Des heut'gen Tages Freude kehrt
Noch oft zu uns zurück.
Johann Karl Martin Maurer
Wohl flieht im raschen Flug,
Eilend wie Wolken=Zug,
Des Menschen Zeit;
Doch laßt ihr Fittig=Schlag,
Vom edeln Lebens=Tag,
Bleibende Spuren nach,
Für Ewigkeit!
Ihm, dem das All entstammt,
Dem Geister=Leben flammt,
Das Licht=Meer glüht,
Ihm dient auch seine Zeit,
Oft wohl in Müh' und Leid,
Das Kind der Sterblichkeit,
Der Erde Sohn!
Aber sein Auge sieht,
Was seine Kinder müht,
Und er vergilt!
Ehre wird edelm Fleiß,
Rühmlichen Thaten Preiß,
Und dem verdienten Greis
Achtung und Dank!
Heil dir im Silber=Haar,
Vater, den funfzig Jahr
Wirkend gesehn!
Seegen, mit Dank dereint,
Ruft, da dein Abend scheint,
Gottes und Menschen Freund,
Liebend Dir: Heil!
August Mahlmann
Rosen und Nelkenblumen, glänzet lichter,
Wann das beste der Mädchen euch besuchet,
Dank gen Himmel lächelt und Wonnethränen
Auf euch herabweint,
Thränen des Danks, daß ihre Jugendtage
Gleich dem Säuseln des Mai'n vorüberflohen,
Und den frohen Reigen ein neues ihrer
Jahre begonnen.
Schönstes der Mädchen! Spiel auf Veilchenauen,
Tanz im Nachtigallwäldchen sei dein Leben,
Gleich dem Lorbeer blühend, der deine finstre
Locke beschattet.
Rosen und Nelkenblumen, glänzet lichter,
Gleich Elysiums Blumen, wann sie meiner
Denkt; dann komm' ein Lüftchen und flüstr' ihr tausend
Seufzer entgegen!
Ludwig Heinrich Christoph Hoelty
Strahle auf im gold'nen Feierglanze,
Heil'ger Tag, der Ihre Wiege war,
Schmücke Sie mit deinem schönsten Kranze,
Flechte Blumen Ihr ins leichte Haar!
Engel schweben nieder aus den Höhen,-
Wo der Ideale Urquell fließt,-
Sie, die gern im stillen Thale gehen,
Wo die Rose und die Lilie sprießt.
Engel, gießet Licht auf Ihre Wege,
O, Ihr Wandel müsse heiter sein!-
Morgenroth auf nächtlich-dunklem Stege,
In den Finsternissen Sonnenschein!
Jeder Frühling schmücke neu die Laube,
Da wo dieses Herz der Liebe schlägt,
Das mit Demuth schon im Erdenstaube
Himmelskronen der Vergeltung trägt!
Holdes Thal mit deinem heil'gen Frieden,
Ihres reinen Lebens Widerschein,-
Streu' auf Ihren Pfad die schönsten Blüthen!
Nur das Schönste darf Ihr nahe sein.
Und wie aus der Urne Deiner Quelle
Klar und spiegelrein der Tropfen rinnt,-
So verschwebe Ihr in Morgenhelle
Jeder Stunde leichtbekränztes Kind.-
Ach! auch mich umschwebt aus hehren Stunden,
Die mir dort in dir, du schönstes Thal,
Einer Morgenröthe gleich, entschwunden,
Der Erinn'rung leiser Abendstrahl.
Wie der Schwan auf singendem Gefieder
Kreise zieht im Abendpurpurglanz,-
O, so tönen leise süße Lieder
Mir die Melodie zum Horentanz.-
Tag, brich an! - Aus lichtumsäumten Pforten
Tritt hervor im hellen Strahlenkleid!-
Und mit diesen weihenden Akkorden
Sei der Herrlichen dies Lied geweiht.
Carl Oscar Emmerling
Ich saß in rothblühender Haide
Am grauen Felsgestein,
Unter mir Feld und Weide
Im Sommersonnenschein.
Viel Gräser mit zartem Flitter,
Viel Blumen roth und blau
Und unten stehn die Schnitter
Auf reicher voller Au.
Die Vögel im Walde locken,
Die Bienen summen leis,
Es nicken die blauen Glocken
Bei Nelke und Ehrenpreis.
Zum klaren Himmel steigen
Die Berge dunkelblau,
Möchten sich grüßend neigen
Vor dir, vielholde Frau.
Und meine Gedanken ziehen
Wie milder Sommerwind,
Wie Blumen sie dich umblühen,
Du lieblich Sommerkind;
Wie Waldesvöglein sie schweben
Zu dir durch Feld und Hag,
Und singen: es sei dein Leben
So wie ein Sommertag.
Schaffen und Wirken zum Segen
Im hellen Sonnenglanz,
Und Blumen auf deinen Wegen,
Und Blumen zum Festeskranz.
Und über der Erde Getümmel,
Klar und hell zu sehn:
Der lichte blaue Himmel,
Die ewgen Bergeshöhn.
Eleonore Reuß
An Frau Josepha von ** zum Geburtstage
Einst stritten Cybele und Zeus sich in die Wette:
Wer an der Menschen Glück mehr Antheil hätte,
Die Gattin, oder Mutter? Jupiter
War für die gute Gattin mehr,
Und Cybele ereiferte sich sehr,
Daß für der Menschheit Glück und Ehre
Die gute Mutter wichtiger,
Als eine gute Gattin wäre.
Nun gut, sprach Jupiter, wir wollen sehn,
Wer Recht behält! So laß uns denn
Von neugebornen Mädchenseelen
Ein paar der Besten zum Versuche wählen;
Ich suche mir das beste Mädchen aus,
Und mache dir die beste Frau daraus;
Und meines soll, rief Cybele, die Gaben
Der besten Mutter alle haben
Sie wählten beide aus der Mädchen Zahl
Doch wußte keines von des andern Wahl:
Und jedes sah mit innigem Vergnügen
Den Keim des Siegs in der Gewählten liegen.
Zur besten Frau für einen edlen Mann
Wuchs Zeus Gewählte nun heran,
Und die der Cybele versprach nicht minder,
Die beste Mutter ihrer Kinder.
Ob dem Erfolg, den beider Wahl verhieß,
War jedes seines Siegs gewiß.
Kaum war nun Zeus gewählte Frau,
So führt' er Cybelen, von stolzem Selbstvertrauen,
Zu seinem Meisterstücke hin zur Schau,
Und wies ihr da das Muster aller Frauen.
Die Göttin fuhr zurück mit schüchternen Geberden,
Doch faßte sie sich bald und sprach:
Laß erst die Meine Mutter werden,
Eh' geb' ich, Stolzer, dir nicht nach!
Sie ward's; da führte, voll Entzücken,
Die Göttin Jupitern dahin,
Und zeigte lächelnd seinen Blicken
Die holde Kinderpflegerin.
Wer, sprach sie, hat nun hier verloren,
Du siehst in Einer Beydes hier;
Die du zur Gattin dir erkohren,
Wählt' ich zur besten Mutter mir!
Und beide sahn im schönsten Bunde
Die Mutter mit der Frau vereint,
Und beide segneten die Stunde,
Die ihre Wahl in Dir vereint.
Johann Aloys Blumauer