Geburtstagsgratulation
(bei Überreichung zweier Armbänder)
Der gleiche Sinn, des Herzens Trieb
Hat Dich, fast sind's fünf Jahr',
An uns gefesselt, doch es blieb
Die Fessel unsichtbar.
Sah man auch nichts von Kett' und Ring,
Die Leute merkten doch das Ding.
Wir huld'gen nicht der Sklaverei;
Frei wie des Herzens Drang,
Sei auch die Link' und Rechte frei,
Und frei der Rede Gang,
Doch uns gebietet der Verstand:
Legt ihr ein Band um jede Hand.
So nur könnt Ihr versichert sein,
Daß sie ganz Euer bleibt,
Wie bald schleicht sich die Liebe ein,
Die sie weit von Euch treibt.
Drum schnell die Fesseln angelegt,
Es lebe Röschen, die sie trägt.
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852
Abermals erschien im Morgenglanz
Dir ein Lebensjahr;
Liebe bringt mit ihrem Blumenkranz
Fromme Wünsche dar.
Beste Freundin, auch in meiner Brust
Sproßt ein Röschen auf;
Dieses Blümchen streu' ich Dir mit Lust
Auf den Pilgerlauf.
Was ich fern von Dir zur Laute sang,
Schließt die Blüte ein,
Horch, sie lispelt leis': Dein Erdengang
Bleibe dornenrein.
Deine Tage, die dem dunkeln Schoß
Künft'ger Zeit entblüh'n,
Lasse Dir der Himmel wolkenlos
Durch das Leben zieh'n!
Treue Freundschaft, Hoffnung und Geduld,
Unser Schild und Hort,
Mögen, Dir, o Freundin, ihre Huld
Schenken fort und fort.
Freundschaft streue Dir stets sanft und mild
Blumen auf den Pfad,
Hoffnung reiche Dir den treuen Schild,
Wenn die Sorge naht.
Die Geduld verlasse nie Dein Herz,
Wenn es zagen will,
Sie erleichtert jeden Lebensschmerz,
Macht uns fromm und still. -
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852
Zum frohen Wiegenfeste,
Das ist ein alter Brauch,
Bringt man die schönsten Wünsche,
Die besten Gaben auch.
Und ich soll ferne bleiben,
Bringt man Dir Wünsche dar,
Wenn huldigend Dir nahet
Der Gratulanten Schar?
Das kannst Du nicht verlangen,
Du schelmisch lächelnd Kind,
Da von galanter Sitte
Selbst Ehemänner sind.
Ich bringe Dir mein Wünschchen, -
Es ist ein schönes Wort, -
So wie Du heute blühest,
So blühe immerfort!
Und wie Du heute lächelst,
So sorglos und so rein, -
So möge stets Dein Lächeln
Ein herzlich reines sein.
Das war zum letzten Male
Zu Dir, als Gratulant, -
So lang Du neunzehn zählest,
Da ist es noch galant.
Denn wenn die jungen Damen
Die zwanzig nicht passiert,
Da darf es wohl geschehen,
Daß man noch gratuliert.
Doch wenn die Zeit entschwunden,
Die zwanzig sind vorbei -
Da hat man schon gefunden,
Daß - es unnötig sei! -
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852
Wenn ich heute Dichter wäre,
Singen wollt' ich einen Sang
Zu des Freundes Glück und Ehre,
Wie er hier noch nie erklang.
Ob auch meine Saiten schweigen,
Schlägt das Herz doch liebewarm,
Und es sind der Sprache Zeichen
Der Empfindung noch zu arm.
Mögen d'rum nach alter Weise
Frühlingsblumen, schön vereint,
Duftig aus dem holden Kreise
Für mich sprechen zu dem Freund.
Und vor Allem sei die Blume
Sinnbild der Verständigkeit,
Priesterin im Heiligtume
Treuer Freundschaft, ihm geweiht.
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852
Als aus der Liebe heiligem Blut
Die duftenden Rosen erblühten;
Und als ein einziges himmlisches Gut
Auf der Mädchen Wangen erglühten,
In des Frühlings Kranze nur blühten:
Da seufzt' mit der edlen Frauenschar
Der Sommer und der Herbst, dies traute Brüderpaar,
Das zwar an Früchten reich, doch arm an Rosen war.
Die Liebe nahm kaum ihre Seufzer wahr,
Da haucht' sie mit der Kraft der Götter
Der Rose Duft in diese grünen Blätter,
Und sprach: Die Rosen, die auf Dornen blüh'n,
Verschönern kurze Zeit den Frühling und die Jugend;
Der Rose Duft in diesem sanften Grün,
Der dauert immer, immerhin,
Und lohnet die geprüfte Tugend!
So sprach die Lieb', und was sie dort geweiht
Mit ihrem sanften Hauch, es beut
Die Freundin heute Dir zum Angebinde
Und wünscht, daß es ein freundlich Lächeln finde.
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852
Als der Morgenröte Blick
Durch mein Fenster lachte,
Und ich Wünsche für Dein Glück
Prüfend überdachte:
Schwebt auf gold'nem Wolkenthron,
Lieblich wie ein Engel,
Zu mir nieder Oberon
Mit dem Lilienstengel.
Und wie Furcht und Sympathie
Mir im Busen stritten,
Sprach er: "Ein Geschenk für sie
Magst Du Dir erbitten.
Wähl' ihr eines, lieber Freund,
Wähle frohen Mutes,
Nur das Rechte! Gut gemeint,
Ist nicht immer Gutes." -
Ew'ge Schönheit, einen Mann
Ohne Fehl und Mängel,
Und was sonst mein Herz ersann,
Bat ich von dem Engel;
Gib, daß Sie daheim allein -
Rief ich - auf dem Balle,
oder wo sie möge sein,
Überall gefalle.
Und ich wünschte weiter fort,
Wohlsein, langes Leben -
Fiel mir Oberon in's Wort:
"Bess'res will ich geben!
Was Du wünschest, ward ihr schon
Vom Geschick beschieden:
Darum spend' ich, Oberon,
Ihr der Seele Frieden.
Künftig soll nicht Oh und Ach
Ihrer Brust entschleichen,
Einem klaren Wiesenbach
Soll ihr Leben gleichen!" -
D'rauf zerfloß in Rosenduft
Mir des Gottes Schimmer,
Und mit süßem Lilienduft
Füllte sich mein Zimmer.
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852