Reime zum Geburtstag
(mit einer Tasse)
Liebes Mädchen, ich, ein Bote
Deines Liebsten komme heute,
Schüchtern meinen Gruß zu bieten,
Und Dich freundlich zu bedienen.
Der mich schickt, ersucht Dich, Holde,
Mich als Freundin aufzunehmen,
Und in Deinem kleinen Zimmer
Auf der zierlichen Komode
Mir ein Plätzchen zu verstatten.
Heimlich muß ich Dir's vertrauen,
Neidisch ist er auf das Plätzchen,
Neidisch auch, daß Deine Lippen
Mich wohl oft berühren würden;
Denn ein Kuß von Deinem Munde
Dünket ihm - so meint er - süßer,
Als wenn ich im Göttersaale
Mich, gefüllt aus Hebe's Kruge,
Seinem Munde präsentierte.
Was ich noch zu sagen habe,
Steht mir an der Stirn geschrieben: -
Dein Geliebter liebt Dich zärtlich,
Und in seinem treuen Busen
Wird die Liebe nie erkalten,
Wenn auch einst die zarte Blume,
Jetzt der Knospe kaum entquollen,
Blume Deiner Jugendjahre,
Nach des Lebens Lenz verblühte,
Nimmer wird die Lieb' erkalten,
Bis das Hündchen auf der Schale
Laut zu bellen angefangen.
Dieses Hündchen, das der Künstler
Schalkhaft auf die Stirn mir malte,
Soll auch künftig Dir, o Süße,
Tag und Nacht das Herz bewahren,
Daß nicht Kummer oder Sorge,
Oder sonst ein Dämon nahe,
Seinen Frieden zu zerstören.
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852
Gepriesen sei die Zeit, die ohne Stürme
Vorüberging an deinen Lebenstagen;
Wie dieses Jahr kein Leid für Dich getragen,
So hoffen wir, daß stets das Glück dich schirme;
Und ob auch Wolke sich auf Wolke türme -
Du kannst es mutig mit dem Schicksal wagen,
In diesem Kreise gibt es kein Verzagen,
Vor Sonnenblicken weichen alle Stürme!
Es bringen Dir die Treuergeb'nen alle
Hier ein Geschenk, Du wirst es nicht verschmähen,
Sie wünschen, daß es Deinem Blick gefalle,
Und sollt' es eines Tages auch geschehen,
Daß Dir ein Handschuh unter Tieger falle,
Dann gleich Delorges sollst Du an Mut uns sehen!
J. Priem
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852
Der schönste Tag in meinem Erdenleben
Wird heut' von mir begrüßt,
Es ist der tag, der Dich der Welt gegeben,
Dich, die mir Alles ist!
O welche Hoffnung tritt an diesem Tage
Umkränzt vor meinen Blick!
Sie übertönet die geheime Klage,
Des Zweifels Mißgeschick.
Vom höchsten Glücke würde ich erfreuet,
Wär' es vergönnet mir,
So oft sich dieser schöne Tag erneuet,
Laut zu verkünden Dir:
Daß Du nur meines Auges Licht und Sonne
Mein Glück der Seele bist,
Und ohne Dich auf Erden keine Wonne
Für mich zu finden ist!
Vereint mit Dir das Leben zu durchwandern,
Macht glücklich mich allein;
Und ach, wer weiß, ob Du mit einem Andern
So könntest glücklich sein!
Zwar treten Hindernisse uns entgegen -
Wohl mach' ich's schmerzlich kund -
Es fehlt uns noch des biedern Vaters Segen
Zu unserm Liebesbund: -
Doch wenn wir nur den Mut nicht fliehen lassen,
Dann ist das Ziel nicht fern:
Die Liebe wird die Ihren nie verlassen,
Ihr strahlt des Glückes Stern!
O diese Hoffnung laß uns stets umfangen,
Wir werden dann vereint
Das heißersehnte, schöne Ziel erlangen,
Das uns noch fern erscheint.
Es mög' der Himmel uns das Glück gewähren,
Daß, wenn nach Jahreszeit
Uns dieser frohe Tag wird wiederkehren,
Wir Hymen sind geweiht.
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852
Nimm an Deinem Wiegenfeste
Von der Freundschaft treu'stem Sinn
Gerne heut' von mir, o Beste,
Dieses kleine Blättchen hin.
Kann ich auch mit reichen Händen
Dir nicht gold'ne Gaben spenden,
Wird doch dieses Lied allein
Nur des Herzens Sprache sein.
In dem göttlichen Geleite
Jungendlicher Grazien
Mag' im schönsten Schmuck der Bräute
Neben Dir die Freude steh'n;
Und im ewig grünen Kranze
Frisch entkeimter Blüten tanze
Unsers Lebens Trösterin,
Fromme Hoffnung vor Dir hin!
Schön, wie Deiner Wangen Röte,
Mög' Dir jeder Morgen sein,
Und der Nachtigall Geflöte
Wiege Dich am Abend ein.
Labend, wie der Weste Fächeln,
Hold, wie Deines Mundes Lächeln,
Sanft erwärmend, wie Dein Blick,
Kehr Dir oft dies Fest zurück.
Bis zum spät'sten Rest des Lebens
Geh' mit mir durch dieses hin,
Keine Freude blüh' vergebens
Dir bei immer heiter'm Sinn.
Kommt Dir dann im fernsten Jahre
Dieser frohe Tag zurück,
Freue Dich im Silberhaare
Du noch an der Liebe Glück!
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852
Oft bracht ich Dir ein Wort voll Lieb' und Dank,
Wenn dieser Tag, der Dich dereinst geboren,
Sich aus Aurorens goldumsäumten Toren
Vom Himmel zu der Erde niederschwang,
Laut jauchzte ich Dir meinen Jubel zu,
Doch lauter noch, als in des Liedes Tönen
Sprach ich zu Dir durch Blicke und durch Tränen:
"Geliebtes Weib, mein reichstes Gut bist Du!" -
Und dies Gefühl, das meine Brust durchglüht,
Auch heute will ich es in Worte kleiden;
Denn ach, wer weiß, ob diesen Tag der Freuden
Hienieden noch mein Auge wiedersieht.
Das Leben gab uns manchen bittern Schmerz
Und oft umringten Kummer uns und Sorgen.
Doch froh erwachten wir an jedem Morgen
Und blickten freudig hoffend himmelwärts.
Die Liebe, sie, des Lebens höchste Lust,
Die in des Kummers nachtumhüllten Tagen
Den Menschen lehret dulden, hoffen, tragen,
Sie lebte treu und rein in unsrer Brust.
Sie schwebte nieder von des Himmels Höh'n,
Zu leiten uns durch Kummer und Gefahren,
Sie sah'n in vielen langen, schönen Jahren
Wir schützend stets an unsrer Seite geh'n.
Wenn ich zurück auf die Vergangenheit
Mit ihren Sorgen, ihren Schmerzen blicke,
Dann dank' ich dennoch innig dem Geschicke,
Das auch so viele Rosen mir gestreut.
Doch nicht allein dem Schicksal, nein, auch Dir,
Du teures Weib! dank ich aus tiefstem Herzen.
Du trugest gern mit mir des Lebens Schmerzen,
Du teiltest meine Freuden treu mit mir.
Nie danken kann ich Dir für Deine Treu,
Und sie vergelten kann ich noch viel minder,
Dir, der getreuen Mutter Deiner Kinder,
Dir, deren Liebe jeden Morgen neu.
Nur das Bewußtsein treu erfüllter Pflicht,
Es kann Dir ganz, es kann Dir würdig lohnen;
Dort oben winken der Vergeltung Kronen,
Die einst ein Engel um die Stirn Dir flicht.
Wie fest, wie stark knüpft sich der Liebe Band,
Wenn eine lange Reihe schöner Jahre
Zwei Herzen dieses Leben bis zur Bahre
Durchwandeln eng verbunden Hand in Hand.
Da wird es schwer, wenn dann das Schicksal ruft,
Da wird es schwer, vom teuren Herzen scheiden.
Allein getrost, zu bessern schönen Freuden
Vereint auf ewig uns dereinst die Gruft.
Drum teures Weib! was auch die Zukunft beut,
Nicht trauern wollen bange wir und klagen,
Was uns der Herr schickt, laß uns mutig tragen
In froher Hoffnung auf die Ewigkeit.
Die Festtage des Lebens, 1856