Gedicht zum Geburtstag


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Gruß an die Mutter

(vom Sohne mit dem Vater mit einer Brosche)

Ich seh' so gern auf grünen Fluren
Ein Blatt, was dreifach sich verschlingt.
Das selbst auf ungewohnten Spuren
In sich verwachsen vorwärts dringt.
So oft ich's seh - freut mich auf's Neue
Das Kleeblatt - als ein Bild der Treue.

Es grünt und blüht - denn Dreie teilen
Des Sommertaues würz'gen Kuß,
Keins kann entfernt vom andern weilen,
Sie kennen nur vereint Genuß.
Nur Schicksalschlag kann's trennen, rauben:
So innig ist des Blättchens Glauben.

Ein gleicher Geist hält uns umfangen
O Mutter! in Ergebenheit!
Uns Drei beseelt nur ein Verlangen
Bei unsrer Herzen Traulichkeit.
Was kann bei solchem Sinn noch fehlen?
So blüht das Kleeblatt treuer Seelen.

Dir, Mutter, sei dies Lied gesungen:
Denn Dir gebührt der Treue Preis!
Du hast viel Segen uns errungen,
Wie unser Beider Herz wohl weiß.
Durch Dich sind wir so fest verbunden,
Hast mir den Lebenskranz gewunden!

Empfange unser Angebinde
Zu dieses Tages Feierglanz
Von Deinem Mann, von Deinem Kinde;
Dir weihn sie es im Festeskranz.
Und gibts auch tausend andre Sachen,
Sie mögen Andern Freude machen.

O nimm, was wir vereint Dir schenken
Und heft' es an die treue Brust!
Drei Steine sagen, was wir denken,
Ihr Rot gleicht froher Lebenslust,
Ja, trag die Nadel uns zu Ehren,
So lange Deine Tage währen!

Die Festtage des Lebens, 1856


Ein Sohn an die Mutter

(aus der Ferne)

Bei später Abendstunde - im stillen Zimmerraum
Da will ich mich versenken in einen schönen Traum,
Will träumen jetzt in Wonne von meinem Mütterlein
Und will auf Geistesschwingen ihr gegenwärtig sein.
Was träum' ich? O ich schaue mit voller Innigkeit,
Wie frohe Lebensjahre des Herren Hand ihr beut,
Ich sehe mit Entzücken an ihr die alte Kraft,
Die für den Sohn und Vater noch unermüdet schafft.
Ich seh in ihrem Antlitz die alte Lieb und Treu,
Sie wird mit jedem Tage in Allem wieder neu.
Es duften frische Kränze, das Zimmer ist geschmückt
Und innig hat der Gatte sie an sein Herz gedrückt,
Und wie die beiden Herzen der erste Zauber band,
So wallen sie in Liebe und fröhlich Hand in Hand.
Ich höre nach mir fragen, sie frägt nach ihrem Sohn;
O wahrlich, sie verdienet den reichsten Mutterlohn.
Sie hat ihn ja geboren, gewartet und gepflegt,
So freudenvoll und gläubig stets Gott an's Herz gelegt.
Uch ich? Ich kann nicht eilen? O blaue Berge dort!
Ihr meiner Heimat Lüfte! ihr ziehet fort und fort!
Könnt' ich mit Euch doch wallen! Wie wollt ich selig ziehn,
Dorthin, wo unsrer Mutter Geburtstagskränze blühn!
Könnt' ich mich hoch erheben, zur Mutter flög' ich hin,
Zu der geliebten Mutter mit Ihrem treuen Sinn!
Doch das ist unser Glaube und unsre Freudigkeit,
Weil Deinen Weg mit Blumen der Engel Gottes streut.
Leb' herzlich wohl! Gedenke an's bald'ge Wiedersehn,
Gedenk', daß seltne Freuden das Glück noch mehr erhöh'n!
Drum wollen wir nicht zagen: den, wer es redlich meint,
Den hat oft mit den Seinen das Schicksal froh vereint!
Es eilen schnell die Stunden, die Tage gehn und fliehn,
O glücklichere Zeiten, wenn sie zu Dir mich ziehn!
Ich sitz' in Eurem Kreise - ich koste süßen Schaum -
Stoßt an! Von unserm Feste laßt mir der Seele Traum.

Die Festtage des Lebens, 1856


Von einem Kinde an die Mutter

(bei Überreichung eines Kuchens)

Blumen hast Du schon empfangen,
Die zu Deiner Freude blüh'n;
Soll mein herzliches Verlangen
Leer zur lieben Mutter zieh'n?
Sieh, mit frischgebacknem Kuchen
Feire ich Dein Wiegenfest,
Der zu allerlei Besuchen
Sich sehr gut verschneiden läßt.
Süß ist Liebe, Glück und Leben,
Süß auch dieses Tages Kuß;
Süßen Kuchen will ich geben,
Nimm ihn an als Morgengruß!

Die Festtage des Lebens, 1856


Der Mutter von der fernen Tochter

Es ist das erste Mal, dass Du die Tränen,
Die dank und freudvoll Deine Tochter weint.
Nicht trocknen kannst; es ist das erste Sehnen:
Ach, wär' ich heute doch mit Dir vereint!

Wie wollte ich Dich küssen und bekränzen
Und Dir mein Glück und meine Lust gesteh'n!
Könnt' ich nur heut Dem Mutterauge glänzen.
Nur heut, nur heut Dich ein Mal wiederseh'n!

Doch, da's mir nicht vergönnt wird, nimm die Zähren
Zum Opfer, die auf dieses Blatt gerollt,
Die, wenn wir heute bei einander wären,
An Deiner Mutterbrust ich Dir gezollt.

Ich kann ja Nichts, als wünschen, beten, weinen.
Mein einziger Gedanke ist Dein Glück!
So ist's, als könnt' ich mich mit Dir vereinen,
Als trügen Engel mich zu Dir zurück.

Und, was kein Wort vermag, Dir zu verkünden,
Was tief in meinem Innersten erbebt,
Das wirst Du doch in diesen Zeilen finden,
Weil sie mein kindliches Gefühl belebt.

Ob Jahre mich auch fern von Dir noch halten,
Das kindliche Gefühl verschwindet nicht;
Denn Deiner Liebe mütterliches Walten
Macht mir es ja zur heilig süßen Pflicht!

Poetischer Bibliothekar, 1845


Dem Vater überreicht von mehreren seiner Kinder

Der erste Strahl der Morgensonne
Der diesen Tag begrüßt,
Erhöht des Herzens süße Wonne,
Die immer uns umfließt.

Wenn mit ermunterten Gefühlen
Die Kräfte sich erneu'n,
Und wir in frohen Jugendspielen
Des Lebens uns erfreu'n.

Denn dieser Tag gab einst das Leben,
Geliebter Vater, Dir.
Uns hat er es durch Dich gegeben.
Wir sind durch ihn nur hier.

Doch mehr als unser Dasein, lieben
Wir, guter Vater, Dich!
Bist Du nicht bei uns, dann betrüben
Wir uns herzinniglich!

Dich zu verehren, zu erfreuen,
In jedem Augenblick
Gehorsam Dir und Fleiß zu weihen,
Ist unser größtes Glück!

Die Vorsicht, der so viele Zeiten
Dein Leben wohlgefiel,
Die soll Dich länger noch geleiten
Bis an das höchste Ziel.

Zu Gott soll unser Ruf erschallen
Für Dich, so früh als spät!
Und - ihm gefällt der Kinder Lallen
Oft mehr als ein Gebet.

Poetischer Bibliothekar, 1845


Von zwei Kindern gesprochen, A. und B.

A.
Lies in Deiner Kinder Mienen,
Lies in meinem Angesicht:
Wie daraus die Freude spricht,
Das der Tag nun neu erschienen,
Der, zum Segen uns, das Leben,
Guter Vater! Dir gegeben.

B.
Wie der Vögel holde' Lieder
Mit dem ersten Frühlingsschein
Neu erfüllen Wald und Hain,
Also jauchze oft noch wieder
Unsre Freude Dir entgegen
Auf der Erde Pilgerwegen.

A.
An Gesundheit und an Kräften
Blühe, welke nimmerhin;
Und es bleibe heitrer Sinn
Dir bei widrigen Geschäften.
Was noch sonst Dein Herz begehret.
Werde reichlich Dir gewähret!

B.
Was die Kinder heiß erflehen,
Wird erhöret von dem Herrn:
Denn er hat die Kinder gern.
So wirst Du erfüllet sehen,
Reich erblicken eingetroffen
Unsre Wünsche und Dein Hoffen!

Poetischer Bibliothekar, 1845


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